Daniil Granin

Russland trauert um einen wichtigen Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges. Der Schriftsteller Daniil Granin war ein Chronist der Gräuel des Krieges. Auch in Deutschland war er kein Unbekannter.

St. Petersburg (dpa) - Der russische Schriftsteller Daniil Granin ist im Alter von 98 Jahren gestorben. Granin sei seit einigen Tagen in einem Krankenhaus in seiner Heimatstadt St. Petersburg behandelt und zuletzt künstlich beatmet worden, berichtete die Agentur Interfax am Mittwoch unter Berufung auf Medizinerkreise. Er sei Dienstagabend gegen 22.00 Uhr gestorben, hieß es weiter. Er soll an diesem Samstag auf einem Friedhof nordwestlich von St. Petersburg beigesetzt werden.

Granin ist einer der Autoren des bekannten 'Blockadebuches' mit Erinnerungen an die Belagerung von Leningrad - heute St. Petersburg - durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. 2014 erinnerte er mit einer Rede im Bundestag an die Schrecken des Krieges.

'Daniil Alexandrowitsch Granin war ein großer Denker, hervorragender Schriftsteller und Publizist', schrieb Präsident Wladimir Putin in einem Telegramm an die Angehörigen. 'Er hat treu und selbstlos dem Vaterland gedient. (...) Er war ein echter Anziehungspunkt und ethischer Kompass für Menschen mit verschiedensten Ansichten.'

Geboren wurde Granin am 1. Januar 1919 in Wolyn im Gebiet Kursk. Nach einem Ingenieursstudium wurde er Soldat. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst als Ingenieur, bevor er 1949 als Schriftsteller debütierte. Viele von Granins Werken wurden verfilmt. Er war auch kommunistischer Parteifunktionär. 1994 wurde er Mitglied der Berliner Akademie der Künste.

'Mit dem Tod von Daniil Alexandrowitsch verlässt uns eine ganze Epoche. Die Epoche der Klassiker', sagte Russlands Kulturminister Wladimir Medinski. Granins Laufbahn als Literat wurde mit zahlreichen Ehrungen gewürdigt. Zuletzt hatte Kremlchef Putin ihn im Juni für seine humanitären Verdienste geehrt.