Sascha Lewandowski

Authentisch, kompetent, liebenswert - so beschreiben ihn Weggefährten. 'Er war ein toller Mensch, der all seine Kraft und Leidenschaft in seine Arbeit einbrachte', sagte Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler am Donnerstag bestürzt zum Tod von Sascha Lewandowski, den er schätzte, förderte und vom Jugend- zum Bundesliga-Chefcoach beförderte.

Als der Werksclub am 1. April 2012 Robin Dutt beurlaubte, wurde Lewandowski überraschend zum Cheftrainer an der Seite des ehemaligen Weltklasseverteidigers Sami Hyypiä, der Teamchef wurde, ernannt. Lewandowski hatte 2011 die Fußballlehrer-Lizenz als einer der drei Besten seines Jahrgangs erworben und sich nicht erst seit 2007 in Bayer-Diensten einen hervorragenden Ruf als Nachwuchscoach erarbeitet. Zuvor erreichte er mit der U19 des VfL Bochum zweimal das Finale um die deutsche Meisterschaft (2004 und 2005).

'Einer der besten und talentiertesten Trainer, bei dem ich spielen durfte. Danke für alles. Ruhe in Frieden, Trainer', twitterte Stürmer Pierre-Michel Lasogga vom Hamburger SV, der als A-Jugendlicher unter Lewandowski in Leverkusen trainierte.

Im Duo mit dem stoischen und charismatischen Finnen Hyypiä war Lewandowski derjenige, der im Training den Ton und als Taktik-Fuchs die Strategie vorgab. Mit vier Siegen und zwei Remis führte das Trainer-Tandem die Leverkusener noch in die Europa League. Nach Ende der Mission kehrte Lewandowski auf eigenen Wunsch in den Nachwuchsbereich zurück und wurde Jugend-Chefcoach. Hyypiä arbeitete alleinverantwortlich mit den Profis weiter.

Als nach einer Niederlagenserie das Ziel Europacup in Gefahr geriet, musst Hyypiä im April 2014 gehen - und Lewandowski wieder übernehmen. 'Rudi Völler hat mich nicht danach gefragt, sondern gesagt: Du machst das jetzt', hatte Lewandowski damals berichtet. Er drehte 'an ein paar Stellschrauben', gewann vier der letzten fünf Pflichtspiele bei einem Unentschieden, hievte Bayer noch auf Platz vier - und ging zurück in die Talentschmiede des Clubs.

In der Qualifikation zur Champions League setzten sich die Leverkusener danach unter dem neuen Coach Roger Schmidt gegen den FC Kopenhagen durch. 'Sascha Lewandowski ist ein Super-Trainer. Wir wollten ihn auf dem Cheftrainerposten behalten, bevor Schmidt kam', erklärte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade.

Geschätzt war Lewandowski auch vom Schade-Vorgänger. 'So stark betroffen wie heute war ich noch nie', sagte Wolfgang Holzhäuser der 'Rheinischen Post' schockiert. 'Er war als Mensch immer authentisch, er hat sich nie verstellt. Man hatte bei ihm nie das Gefühl, dass er etwas anderes gesagt hat, als er gedacht hat.'

Was hat er aber wirklich gedacht und gefühlt? Cheftrainer auf Dauer eines Bundesligisten zu sein, schien ihm eine Nummer zu groß. Ein Angebot von Eintracht Frankfurt soll er ausgeschlagen haben.

Im September 2015 entschied sich Lewandowski doch, den Vertrag als Nachwuchschef bei Bayer aufzugeben und den Zweitligisten 1. FC Union Berlin zu übernehmen. Mitte Februar 2016 wurde er krank geschrieben. Im März gab er auf Anraten seiner Ärzte den Job wegen eines 'Burnout-Syndroms' auf.

'Ich hatte gehofft, dass eine kurze Pause reichen könnte, die Beschwerden deutlich zu verringern', hieß es damals in seiner Erklärung. 'Dies ist aber leider überhaupt nicht der Fall.' Nach Einschätzung seiner Ärzte werde es noch Monate dauern, 'bis ich wieder der Alte bin'. Am Mittwoch wurde Sascha Lewandowski unter noch ungeklärten Umständen tot in seiner Bochumer Wohnung aufgefunden.

Der gebürtige Dortmunder und Fan des BVB war in der Fußball-Profiszene allseits beliebt. Neben vielen anderen Clubs kondolierte auch der FC Schalke 04 per Twitter: 'Ein liebenswerter Mensch, dem der Fußball viel verdankt.'

Eine hohe Anerkennung und Akzeptanz genoss Lewandowski unter den Bayer-Profis. 'Ein trauriger Tag! Du warst einer der besten Trainer die je hatte, sowohl menschlich als auch fachlich', schrieb der Ex-Leverkusener Sidney Sam.